Als
eigentlicher bolero gilt heutzutage ein spanischer Volkstanz, der vor
allem in Kastilien und Andalusion gepflegt wird. Die Tanzweise steht im
3/4-Takt, das Tanztempo ist mäßig. Der Tänzer begleitet sich selbst mit
Gesang und Kastag netten, die den Rhythmus scharf markieren. Weitere
Begleitinstrumnete sind die Gitarre und das Tambourin. Charakteristisch
für den Tanz ist ein plötzliches Anhalten in der Bewegung verbunden mit
einer Pose, bei der der Arm über den Kopf emporgestreckt wird.
Historisch gesehen ist der
bolero jedoch eine musikalische Form, die sich aus den seguidillas
ableitete. Aus Tanztraktaten und literarischen Quellen geht hervor, daß
der bolero um 1780 von spanischen Tänzern erfunden wurde und sich bald in
ganz Spanien zu verbreiten begann. Dabei teilte sich das Bürgertum der
Mittel- und Oberschicht in herablassend currutacos (Stutzer) genannte
Nachahmer von ausländischen Modeerscheinungen wie z.B. Menuetten und
Verfechter der neuen komplizierten Kontertänze, die sich selbst als majos
(schmucke Burschen) bezeichneten. Die Anhänger dieser Bewegung sahen in
dem vor kurzer Zeit enstandenen bolero ein wichtiges Mittel zur
Verbreitung ihrer Moden und Ideologien.
Der
Bolero und der Zorongo erfreuten den Saal, ließen die Kastagnetten
aneinander stoßen, brachten die Saiten der Gitarren zum klingen und alle
riefen, Bien parado. (J. Fernández de Rojas 1795)
Der
bolero wurde ebenso begeistert vom Volk aufgenommen wie er gleichzeitig
die Neugier der gehobeneren Gesellschaftsschichten erweckte.
Theaterunternehmer benutzten ihn als wirkungsvolle Einlage in den
Zwischenspielen und entwickelten den bolero zu einem virtuosen Tanz mit
einer dramatischen Bedeutung.
Um 1810
kam der spanische bolero nach Kuba, wo er sich bald ebenfalls großer
Beliebtheit erfreute. Allerding wurde er hier nicht in seiner
ursprünglichen Form belassen, sondern mit der habanera und den
afrokubanischen Musikformen wie der conga, dem danzón und der contradanza
vermischt und zu einem wesentlich abgeänderten Liedstil entwickelt. Somit
ist der spanische bolero unbedingt vom bolero cubano zu unterscheiden, der
eher als eine Abart der rumba betrachtet wird. Sowohl der Rhythmus als
auch die Begleitung wechselten. Das Tempo des bolero cubano ist langsamer.
Er steht im 2/4- oder 2/2-Takt. Die Kastagnetten des spanischen bolero
wurden durch afrokubanische Perkussionsinstrumente wie die Bongos, die
Conga und die Claves ersetzt. Von Kuba aus gelangte der bolero nach
Mittelamerika. Es ergaben sich Mischformen wie z.B. der bolero-son. In
Mexiko schätzte man den bolero romantico, der gesungen und/oder getanzt
wurde.